Humuswirtschaft Humus aufbauen – Bodenfruchtbarkeit erhalten
Dieses Dokument beschäftigt sich mit der Bedeutung und Praxis der Humuswirtschaft, um den Bodenfruchtbarkeitszustand zu erhalten und aktiv aufzubauen. Es verfolgt das Ziel, landwirtschaftliche Betriebe durch Grundlagenwissen, Maßnahmen und Planungshilfen zu unterstützen, den Humusgehalt bei wechselnden Standortbedingungen und Bewirtschaftungsweisen zu optimieren sowie einen Beitrag zur Klimastabilisierung zu leisten. Die Zielgruppe sind landwirtschaftliche Praktiker, Berater und Entscheidungsträger, die nachhaltige und klimafreundliche Bodenbewirtschaftung in der Biolandwirtschaft umsetzen möchten.
Zusammenfassung
Humuswirtschaft
Humus spielt eine zentrale Rolle für die Bodenfruchtbarkeit, indem er Nährstoffe liefert, die Bodenstruktur verbessert, Wasserspeicherfähigkeit erhöht, Erosion vorbeugt und die Bodenorganismen fördert. Er trägt auch zur Klimaanpassung bei, indem er die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft an Trockenheit und Niederschläge verbessert. Trotz stabiler Humuswerte in Schweizer Böden wird das Potenzial zum Humusaufbau kaum genutzt, wobei die Integration in die landwirtschaftliche Praxis möglich ist. Das Merkblatt erläutert die Grundlagen, Maßnahmen und die Planung einer betriebsspezifischen Humusstrategie.
Was versteht man unter Humus?
Humus ist die gesamte tote organische Substanz im Boden, bestehend aus verschieden zusammengesetzten organischen Materialien, die durch mikrobiellen Abbau entstehen. Humus verleiht dem Boden die dunkle Farbe und befindet sich vor allem im Oberboden mineralischer Böden, wo organisches Material und mikrobielle Aktivität am höchsten sind. Es ist heterogen, besteht aus Kohlenstoff, Nährstoffen und anderen Elementen, und sein Vorhandensein ist entscheidend für die Bodengesundheit.
Weshalb ist Humus wichtig?
Humus ist strukturbildend, weil er Bodenteilchen zu stabilen Aggregaten verbindet, was die Bodenkrümeligkeit, Porosität und Durchlüftung fördert. Er stärkt die Wasserinfiltration, reduziert Bodenerosion und erleichtert das Wurzelwachstum. Als Lebensraum ist Humus Nahrungsquelle für Bodenorganismen und stabilisiert durch Ton-Humus-Komplexe das Bodenleben. Humus speichert Nährstoffe, insbesondere Stickstoff und Phosphor, und verhindert Nährstoffverluste durch Erosion, was für die Bodenfruchtbarkeit essentiell ist.
Wie viel Humus ist gut?
Der Humusgehalt hängt vom Tongehalt des Bodens ab. Sandige Böden mit wenig Ton speichern weniger Humus, schwerere Böden mit höherem Tongehalt haben grundsätzlich mehr. Die Bewertung erfolgt anhand des Verhältnisses von Humus zu Tonne, wobei Werte von weniger als 12 % ungünstig sind, 12–17 % mäßig, 17–24 % gut, und über 24 % sehr gut. Der Humus ist hauptsächlich Kohlenstoff, und eine Erhöhung seines Gehalts trägt zur Kohlenstoffsenke bei, was den Klimawandel mindert.
Einflussfaktoren kennen – Potenziale nutzen
Der Humusgehalt wird durch Standortfaktoren wie Bodenart, Lage, Wasserhaushalt und Klima geprägt, die größtenteils unänderbar sind. Humusneubildung ist bei bodenarmem, kalkarmen, feuchten und relativ flachen Böden möglich. Die Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Düngung, Standort und Nutzung beeinflussen den Humusaufbau. Humusreichtum kann durch geeignete Maßnahmen wie humusmehrende Kulturen, angepasste Bodenbearbeitung, Zwischenfrüchte und gezielte Düngung verbessert werden.
Fruchtfolge und Bewirtschaftung
Humuswerte sind höher auf Dauergrünland und bei Fruchtfolgen mit humusmehrenden Kulturen wie Körnerleguminosen. Intensive Bearbeitung und unbedeckter Boden erhöhen das Risiko des Humusverlusts. Eine durchgehende Bodenbedeckung mit Zwischenfrüchten, Untersaaten und humusmehrenden Pflanzen fördert den Humusaufbau. Die Fruchtfolge sollte humusmehrende Kulturen und geeignete Massnahmen enthalten, um den Humusgehalt langfristig zu erhalten und zu steigern.
Gründüngungen und Untersaaten
Diese Maßnahmen tragen zur Bodenbedeckung und Humusbildung bei. Mischsaaten fördern die Biodiversität und Wurzelbildung. Untersaaten im Getreide verbessern die Bodentemperatur, unterdrücken Unkraut und liefern Stickstoff. Das C/N-Verhältnis der Biomasse beeinflusst die Zersetzung und den Humusaufbau; hohe Verhältnisse fördern den Aufbau, niedrige Geschwindigkeit und Nährstofffreisetzung. Sie sind essenziell für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung.
Transfermulch – gezielte Übertragung von Biomasse
Transfermulch schließt Kreisläufe, verbessert Wasser- und Temperaturhaushalt sowie die Unkrautunterdrückung. Verschiedene Substrate wie grüne Biomasse, Heu oder Silage können genutzt werden. Die Auswahl und Anwendung erfordern Planung, da Flächenbedarf und Aufwand variieren. Wichtig ist, den Boden über den Winter bedeckt zu halten, Artenreiche Mischungen zu verwenden und die Maßnahme an die betrieblichen Voraussetzungen anzupassen.
Bodenbearbeitung
Die Bodenbearbeitung beeinflusst die Humusmenge im Boden. Verzicht auf tiefe, wendende Bearbeitung fördert organische Substanz und Bodenstruktur. Flaches Arbeiten oder Lockerungsmaßnahmen können den Humusabbau verringern, wodurch Wasser- und Luftaustausch verbessert werden. Tiefenlockerung kann mechanisch oder biologisch erfolgen, vor allem in großem Maße auf verdichteten Böden, wobei die Maßnahmen sorgfältig geplant werden sollten.
Erntereste und Hofdünger
Erntereste wie Stroh tragen zum Humusaufbau bei, wobei das C/N-Verhältnis den Abbau beeinflusst. Gülle, Mist und Kompost dienen der Nährstoffversorgung und können den Humusgehalt erhöhen. Es ist jedoch auf eine ausgewogene Anwendung und die Vermeidung von Nährstoffverlusten sowie die Risiken durch Fremdstoffe zu achten. Kompostieren und Separieren verbessert die Nährstoffnutzung, während der kontrollierte Einsatz organischer Dünger die Bodenfruchtbarkeit unterstützt.
Zufuhr anderer organischer Dünger
Organische Dünger aus anderen Biobetrieben, Gärgut oder Kompost können die Humusbildung fördern. Dabei sind die Qualität und Reinheit der Produkte wichtig, um Fremdstoffe wie Plastik zu vermeiden. Der Einsatz sollte gezielt erfolgen, um den Humusgehalt zu steigern, ohne zusätzliche Kohlenstoffsenken aus der Atmosphäre zu verlieren. Der Fokus liegt auf der nachhaltigen Zufuhr organischer Substanz.
Wie den Humusgehalt messen?
Humusgehalte sind saisonabhängig und variieren im Feld. Die exakte Messung erfolgt durch Analyse des organischen Kohlenstoffs im Labor, was den Humusgehalt errechnet. Für grobe Einschätzungen können kostenlose Online-Tools wie der Humusrechner genutzt werden. Es ist wichtig, die Analysemethoden und Messergebnisse kritisch zu hinterfragen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Regelmäßige Kontrollen und Dokumentationen unterstützen die Humusstrategie.
Beispiele aus der Praxis: Wie machen es andere?
Praktische Beispiele zeigen, dass erfolgreiche Humuswirtschaft auf die betrieblichen Bedingungen abgestimmt sein muss. Landwirte wie Ruedi Bühler, Moritz Ehrismann und Peter Hilfiker setzen vielfältige Maßnahmen wie Zwischenfrüchte, gezielte Bodenbearbeitung, Kompostierung und organische Düngung ein, um den Humusgehalt zu stabilisieren und zu erhöhen. Ihre Erfahrungen bestätigen, dass kontinuierliches Lernen, Beobachtung und angepasste Methoden langfristig zum Erfolg führen.
Die Humusaufbaustrategie auf dem eigenen Betrieb planen
Die Planung einer Humusstrategie umfasst vier Schritte: die IST-Analyse, die Erkennung von Verbesserungsmöglichkeiten, die Umsetzung geeigneter Maßnahmen und die Wirkungskontrolle. Werkzeuge wie der Humusbilanz-Rechner helfen bei der Einschätzung. Wichtig ist, die Faktoren betriebsspezifisch zu bewerten, gezielt Humus-Mehrungskulturen, Bodenbearbeitung und organische Zufuhr zu planen und die Wirksamkeit langfristig zu überwachen. Anpassungen erfolgen anhand der Beobachtungen, um den Humusaufbau nachhaltig zu fördern.
[https://www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1314-humuswirtschaft.pdf Humuswirtschaft
Humus aufbauen – Bodenfruchtbarkeit erhalten] (de)
Seitenanzahl: 20
Zielländer: Schweiz
Wichtige Punkte
- Humus ist zentral für die Bodenfruchtbarkeit
- Humus verbessert die Bodenstruktur, erhöht die Wasserspeicherfähigkeit, fördert das Bodenleben und schützt vor Erosion, was für stabile Erträge und Anpassungsfähigkeit der Kulturen wichtig ist.
- Potenzial zum Humusaufbau ist weithin ungenutzt
- Obwohl der Humusgehalt in Schweizer Ackerböden stabil ist, wird das vorhandene Potenzial zum Aufbau von Humus durch landwirtschaftliche Maßnahmen nur teilweise ausgeschöpft, was positive Effekte auf Bodenqualität und Klimaschutz eröffnen würde.
- Standortfaktoren bestimmen das Humusmanagement
- Bodenart, Klima und Wasserhaushalt beeinflussen die Humusgehalte erheblich; die Bewirtschaftung sollte daher auf die jeweiligen Standortbedingungen abgestimmt werden, um den Humusaufbau optimal zu fördern.
- Fruchtfolge und Bodenbedeckung sind entscheidend
- Humusmehrende Kulturen, kontinuierliche Bodenbedeckung durch Untersaaten und Zwischenfrüchte sowie der Verzicht auf intensive Bodenbearbeitung sind zentrale Strategien, um Humus zu steigern und Bodenschäden zu minimieren.
- Bodenbearbeitung schädigt den Humus
- Tiefe, wendende Bodenbearbeitungen und intensives Pflügen rauben den Humus, während schonende Verfahren und minimaler Pflugeinsatz dessen Erhalt fördern und die Bodenstruktur verbessern.
- Humus kann aktiv durch organische Maßnahmen erhöht werden
- Die gezielte Nutzung organischer Düngemittel, Untersaaten, Gründüngungen, Kompost und reduziertes Bodenbearbeiten tragen nachweislich zum nachhaltigen Humusaufbau bei, was langfristig die Bodenfruchtbarkeit steigert.
- Langfristige Dokumentation ist für Erfolg entscheidend
- Da Boden- und Pflanzenveränderungen komplex sind, sind kontinuierliche Messungen, Bodenanalysen und Dokumentationen notwendig, um die Wirksamkeit der Humuswirtschaftsmaßnahmen zu überprüfen und anzupassen.
Quellen
- Humuswirtschaft
Humus aufbauen – Bodenfruchtbarkeit erhalten - - https://www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1314-humuswirtschaft.pdf