“Biodiversität im Waldbau” - Waldökologische Plattform

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Das Dokument „Biodiversität im Waldbau“ ist eine umfassende Orientierungshilfe für die bewirtschaftende Forstwirtschaft in Österreich, die wissenschaftlich fundierte Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt im Wald vorstellt. Es erklärt die Bedeutung verschiedener waldbaulicher Praktiken und Maßnahmen, wie die Auswahl standortangepasster Baumarten, das Belassen von Totholz, die Schaffung strukturreicher Bestände und den Schutz besonderer Lebensräume, um die Resilienz und ökologische Vielfalt des Waldes zu erhöhen. Zielgruppe sind Waldbesitzer:innen, Forstfachleute und Naturschutzakteur:innen, die die Biodiversitätsförderung in der praktischen Waldbewirtschaftung umsetzen möchten.

Zusammenfassung

Vorwort Silvio Schüler

Silvio Schüler betont die Bedeutung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Kontext der Klimakrise und des Biodiversitätsverlusts. Er hebt die wissenschaftlich fundierten Maßnahmen hervor, die auf praktischen Erfahrungen basieren, um die ökologische Balance zwischen Naturschutz und Nutzung zu finden. Das Ziel ist, die Widerstandsfähigkeit der Wälder zu stärken, um ihre Leistungen für Natur und Mensch zu erhalten, wobei alle Akteure vom Förster bis zu politischen Entscheidungsträgern angesprochen werden.

Vorwort Christian Benger – Biodiversitätsleitfaden

Christian Benger unterstreicht die Vielfalt der österreichischen Waldbewirtschaftung und betont die Bedeutung individueller Ansätze, die auf generationsübergreifender Verantwortung basieren. Er hebt die Notwendigkeit hervor, komplexes Fachwissen praxisnah zu bündeln, um eine nachhaltige Biodiversitätsförderung zu gewährleisten. Die Freiwilligkeit und Vielfalt in der Bewirtschaftung sind zentrale Stärken, die durch die Orientierungshilfe weiter gestärkt werden sollen, wobei die professionelle Hand des Waldbearbeiters entscheidend ist.

Einleitung

Die Einleitung beschreibt die vielfältigen Funktionen der Wälder, darunter Lebensräume, Rohstoffquelle, Schutz vor Naturgefahren sowie Beiträge zum Klimaschutz durch CO₂-Bindung. Der Klimawandel stellt die Wälder vor große Herausforderungen, wobei Biodiversität die Widerstandskraft erhöht. Ziel ist es, konkrete Handlungsempfehlungen für Waldbesitzende und -bewirtschafter zu geben, um ökologische und ökonomische Ansprüche in Balance zu halten, und damit die multifunktionale Nutzung des Waldes langfristig zu sichern.

Ziel & Zielgruppe

Das Werk richtet sich an Waldbesitzer und -bewirtschafter sowie an Natur- und Klimaschützer. Ziel ist, praxisnahe Unterstützung bei der Biodiversitätsförderung zu bieten, um nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Die Empfehlungen basieren auf einem Maßnahmenkatalog, der wissenschaftlich fundiert ist und in der Praxis anwendbar sein soll, um die zukünftige Stabilität und Vielfalt der Wälder zu sichern.

Biodiversitätsmonitoring: Grundlage für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung

Ein systematisches Monitoring, insbesondere durch die Österreichische Waldinventur (ÖWI), liefert Daten zur Waldstruktur, Artenvielfalt und Zustand des Waldes, inklusive Totholz. Waldbesitzer können gezielt Maßnahmen wie das Markieren von Habitatbäumen oder Trittsteinbiotopen einsetzen, um die Biodiversität zu fördern. Regelmäßige Erfassung ist essenziell, um Veränderungen wahrzunehmen und die Bewirtschaftung flexibel an natürliche Prozesse sowie den Klimawandel anzupassen.

Förderungen

In Österreich gibt es diverse Förderprogramme wie den Österreichischen Waldfonds und das Programm für ländliche Entwicklung, die nachhaltiges Waldbauen und Biodiversitätsförderung unterstützen. Die Unterstützung erfolgt durch freiwillige Zahlung und konkrete Leistungen wie die Etablierung widerstandsfähiger Mischwälder oder die Bewältigung von Naturkatastrophen. Damit sollen ökologisch stabile und klimaresiliente Wälder entwickelt werden.

Biodiversität im Waldbau – Waldbausysteme

Österreichs Wälder werden in verschiedene Systeme eingeteilt: Altersklassenwälder, Hoch-, Nieder-, Mittel- und Plenterwälder. Diese unterscheiden sich durch ihre Bewirtschaftung, Altersstruktur und Strukturvielfalt. Die Systeme bieten unterschiedliche Ansätze, um Holzproduktion, Stabilität und Biodiversität zu fördern. Besonders bedeutsam sind strukturreiche, nachhaltige Mischwälder, die bessere Anpassung an den Klimawandel und höhere ökologische Vielfalt bieten.

Themenblock Baumartenvielfalt

Maßnahmen zur Förderung der Baumartenvielfalt umfassen die standortangepasste Auswahl, die Förderung klimafitter Arten und die Integration von Mischbaumarten. Ziel ist, widerstandsfähige, diverse Wälder zu schaffen, die auch zukünftigen Klimaveränderungen standhalten. Die Artenwahl hängt von Standort, Klima, genetischer Vielfalt und Zielsetzung ab, wobei die Nutzung von Helfern wie Assisted Migration in Betracht gezogen wird, um die Anpassungsfähigkeit zu erhöhen.

Themenblock Struktur

Die Förderung der Strukturvielfalt erfolgt durch vielfältige Bewirtschaftung, z.B. durch Schaffung von heterogenen Beständen mit unterschiedlichen Altersklassen und Stockwerken. Maßnahmen wie Strukturdurchforstung, Astung und Förderung alter Bestände verbessern die Biodiversität, indem sie Lebensräume, Nischen und Pionierflächen schaffen. Ziel ist ein widerstandsfähiger, artenreicher Wald mit vielfältiger Nutzungsperspektive.

Themenblock Habitate

Habitatstrukturen wie Kleinbiotope, Habitatbäume, Totholz und Mikrorückzugsorte werden gezielt gefördert. Maßnahmen umfassen die Belassung, Markierung und Schutz von Habitatbäumen, die Anlage von Trittsteinbiotopen sowie die Schaffung und Erhaltung spezieller Lebensräume für Arten wie Vögel, Fledermäuse oder Amphibien. Die Gestaltung unterstützt den Austausch zwischen Populationen und erhöht die ökologische Stabilität.

Themenblock Totholz

Totholz trägt wesentlich zur Biodiversität bei, indem es Lebensräume für viele Arten bietet. Es ist in verschiedenen Zersetzungsstadien und Formen vorhanden (stehend, liegend), die unterschiedlichen Organismen Lebensraum bieten. Maßnahmen zur Förderung umfassen die Belassung, gezielte Entnahme und die Schaffung von Totholzflächen, die die Bodenfruchtbarkeit erhöhen und die Artenvielfalt in den Wäldern steigern.

Prozessschutz/Verzicht auf forstliche Nutzung

Der Verzicht auf forstliche Nutzung, z.B. in Naturwaldreservaten oder durch Außernutzungstellung, fördert die natürliche Entwicklung und Biodiversität. Diese Flächen lassen alle Entwicklungsphasen durchlaufen, fördern Totholz, alte Bäume und natürliche Prozesse. Es ist wichtig, diese Gebiete langfristig zu planen, zu sichern und regelmäßig zu überwachen, um den ökologischen Mehrwert zu erhalten und die Artenvielfalt zu fördern.

Kultur / Jungwuchs

Der Jungwuchs ist die Phase von der Bestandesgründung bis zum Bestandsabschluss. Ziel ist, durch gezielte Pflege, Artenvielfalt, Strukturerhalt und Biodiversität zu fördern. Maßnahmen umfassen die Auswahl geeigneter Baumarten, die Förderung von Habitatstrukturen, die Naturverjüngung, Astung sowie die Reduktion von Wildverbiss, um stabile, vielfältige und klimaresiliente Wälder zu entwickeln.

a | Wahl des geeigneten Konzeptes zur Bestandesgründung (M-01)

Ein durchdachtes Begrünungskonzept, das standortliche Vielfalt nutzt, fördert die ökologische Stabilität und Tier- und Pflanzenvielfalt. Diversität der Baumarten stärkt die Widerstandsfähigkeit bei Klimaveränderungen. Die Wahl der Baumarten sollte auf den Standort, die Zielsetzung und zukünftige Klimaentwicklung abgestimmt sein, inklusive der Berücksichtigung von genetischer Diversität und Helfermethoden wie Assisted Migration.

b | Auswahl und Erhalt von stehendem und liegendem Totholz (M-03)

Totholz ist essenziell für die Biodiversität. Es bietet Lebensräume für viele Arten, beeinflusst das Bodengefüge und die Nährstoffkreisläufe. Maßnahmen sind die Belassung, Markierung und Schutz von Totholz in unterschiedlichen Formen und Stadien. Es trägt zur Stabilität des Waldes bei und fördert die Artenvielfalt, sie sollten regelmäßig kontrolliert und bei Notwendigkeit gepflegt werden.

d | Erhalten und Freihalten von Habitaten, Kleinstrukturen (M-04)

Wichtig für die Biodiversität sind Kleinstrukturen wie Asthaufen, Totholz und Feuchtbiotope. Diese Elemente sollten bei der Bewirtschaftung erhalten oder gezielt geschaffen werden. Maßnahmen sind die Markierung, Plazierung und Schutz vor forstlichen Eingriffen, um die Strukturen im Bestand zu sichern. Sie schaffen Lebensräume, fördern Artenvielfalt und verbinden Lebensräume innerhalb des Waldes.

e | Förderung klimaangepasster Mischbaumarten (M-05)

Klimaangepasste Mischbaumarten helfen, die Widerstandsfähigkeit des Waldes gegen Klimaveränderungen zu erhöhen. Die Auswahl erfolgt standort- und klimatgerecht, oft durch gezielte Pflanzung und Pflege. Ziel ist, robuste, stabile und vielfältige Bestände zu schaffen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig sind, und die durch gezielte Maßnahmen den zukünftigen Herausforderungen standhalten.

f | Erhalten und Markieren von Habitatbäumen und Baumveteranen (M-06)

Alte und besondere Bäume, die Lebensraum, Nistplätze oder Nahrungsquellen bieten, sind für die Biodiversität essenziell. Sie sollten gezielt ausgewählt, dauerhaft markiert und vor forstlichen Eingriffen geschützt werden. Das Erhalten dieser Baumveteranen gewährleistet die Kontinuität wichtiger Lebensräume und trägt zur Artenvielfalt bei, erfordert jedoch regelmäßige Kontrolle und Pflege.

g | Vermeiden und Schutz von Sonderbiotopen und seltenen Arten (M-09, M-09, M-09)

Besondere Biotope wie Moore, Magerrasen oder Wasserflächen sind für spezialisierte Arten lebenswichtig. Sie sollten durch gezielte Nutzungsplanung, Renaturierung und Schutzmaßnahmen erhalten werden. Die Maßnahmen umfassen das Belassen von Flächen, Vermeidung von Einschränkungen durch forstliche Nutzung sowie die gezielte Kontrolle invasiver Arten, um die Biodiversität zu sichern und die ökologischen Funktionen der Biotope zu wahren.

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“Biodiversität im Waldbau” - Waldökologische Plattform (de)
Seitenanzahl: 116
Zielländer: Österreich

Wichtige Punkte

Förderung der Biodiversität im Wald ist integraler Bestandteil nachhaltiger Waldbewirtschaftung.
Das Dokument betont, dass Maßnahmen wie Strukturvielfalt, Habitatstrukturen, Totholzmanagement und die Erhaltung alter und spezieller Bäume essenzielle Elemente sind, um die ökologische Stabilität und Artenvielfalt langfristig zu sichern.
Verschiedene Waldbausysteme, insbesondere Mischwälder und strukturreiche Bestände, fördern die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimastress und Schädlingen.
Die Nutzung von Mischbaumarten, ungleichaltrigen Beständen und Plenterwäldern erhöht die ökologische Stabilität, reduziert Risiken durch Schaderreger und trägt zur Anpassung an den Klimawandel bei.
Gezielte Maßnahmen wie Totholzbelassen, Habitatbaum- und Altholzinseln-Management sowie process protection sind zentrale Strategien zur Steigerung der Biodiversität.
Die Dokumentation zeigt, dass das Belassen und gezielte Schutz von Habitatbäumen, Totholz und besonderen Biotopen den Lebensraum für eine Vielzahl von Arten erheblich erweitert und die ökologische Netzwerke stärkt.
Monitoring und Standortbezogene Planung sind unerlässlich, um Biodiversitätsmaßnahmen effektiv umzusetzen.
Systematische Erfassung, Schutz und ausgewogene Nutzung der Lebensräume sowie die Nutzung von Förderprogrammen sichern langfristigen Erfolg und Anpassungsfähigkeit der Waldbiodiversität.
Masterplanintegration und flächendeckende Erhaltung naturnaher Flächen sind die Schlüssel zur Biodiversitätsförderung in der Waldbewirtschaftung.
Die gezielte Ausweisung von Naturwaldreservaten, Trittsteinbiotopen, sowie die Verbindung von Wild- und Waldökologie sind entscheidend für die Stabilität und langfristige Vielfalt im Wald.
Wildmanagement und Schutzmaßnahmen gegen invasive Arten sind notwendige Ergänzungen zur Förderung der Biodiversität.
Das Dokument unterstreicht, dass Wildverbiss, invasive Arten wie Robinie und Götterbaum sowie Wildschäden die natürlichen Prozesse beeinträchtigen und durch gezielte Managementmaßnahmen kontrolliert werden müssen.
Ein ganzheitlicher Ansatz, der ökologische, ökonomische und soziale Ziele verbindet, ist für den Erfolg der Biodiversitätsförderung im Wald unerlässlich.
Die Dokumentation hebt hervor, dass individuelle Zielsetzungen, z. B. bei der Nutzung, Verjüngung oder Schutz, in Einklang gebracht werden müssen, wobei die Freiwilligkeit und die generationenübergreifende Verantwortung zentrale Rollen spielen.

Quellen