Lösungsansätze zum Erreichen der Klimaschutzziele und Kosten für die Umstellung auf Paludikultur
Dieses Dokument befasst sich mit Lösungsansätzen, politischen Rahmenbedingungen und Kosten für die umfassende Umstellung landwirtschaftlicher Moorböden auf Paludikultur zur Erreichung der deutschen Klimaschutzziele. Es verfolgt das Ziel, die Hemmnisse und finanziellen Anforderungen bei der Implementierung nasser Moorbewirtschaftung zu analysieren, um die Akzeptanz und Wirksamkeit entsprechender Instrumente zu erhöhen. Die Zielgruppe umfasst Politikeinrichtungen, Wissenschaftler, Landwirte und Förderstellen, die Strategien und Maßnahmen für den Moor- und Klimaschutz entwickeln und umsetzen möchten.
Zusammenfassung
Einführung
Die Wiedervernässung von Mooren ist eine zentrale Maßnahme zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und zur Erreichung der Klimaziele. Die landwirtschaftliche Nutzung entwässerter Moore stellt ein bedeutendes Hemmnis dar, doch die Etablierung von Paludikultur bietet eine Chance, den Klimaschutz im Moorbodenschutz umfangreicher zu fördern. Die Studie hebt die Notwendigkeit hervor, rechtliche Rahmenbedingungen, flankierende Maßnahmen und finanzielle Anreize entsprechend anzupassen, um die Umsetzung zu erleichtern.
Lösungsansätze für die Beförderung von Wiedervernässung und Paludikultur
Die Studie identifiziert vielfältige Lösungsansätze, die in drei Gruppen zusammengefasst sind: rechtliche und regulative Maßnahmen, flankierende Aktivitäten wie Forschungs- und Beratungsinitiativen sowie Instrumente und finanzielle Anreize. Hemmnisse in der Praxis können durch die Anpassung rechtlicher Rahmenbedingungen, abgestimmte Förderprogramme und der Etablierung von Pilotprojekten überwunden werden. Wichtig ist dabei, klare Signale und Planungssicherheit für die Betriebe zu schaffen.
Kosten der Wiedervernässung und der Umstellung auf Paludikultur
Die Kosten variieren stark je nach Flächentyp, Ausgangssituation und Maßnahmenumfang. Die durchschnittlichen Wiedervernässungskosten liegen bei etwa 3.262 € je Hektar, mit Spannen zwischen 1.065 € und 17.555 €, abhängig von örtlichen Bedingungen. Die Kosten der Paludikultur, inklusive Infrastruktur, Etablierung und Technik, werden auf rund 10.000 € je Hektar geschätzt, können aber erheblich schwanken. Eine exakte Kostenplanung erfordert eine detaillierte Kenntnis der spezifischen Standort- und Betriebsparameter.
Paludikultur-spezifische Kosten
Die Kosten für Flächeneinrichtung und Bestandesetablierung variieren je nach Verfahren, Pflanzenart und technischer Ausstattung. Für die Etablierung von Schilf und Rohrkolben sind Budgets zwischen 2.000 und 30.000 € je Hektar realistischerweise zu erwarten, abhängig von Maßnahmen wie Wassermanagement, Saat oder Pflanzung. Weitere technische Investitionen, z.B. in Wasser- und Erntetechnik, können die Kosten zusätzlich erhöhen. Für forstliche Nutzungen wie die Schwarz-Erle sind ebenfalls erhebliche Investitionen erforderlich, die langfristig amortisiert werden.
Märkte und Erlöspotenziale für Paludikultur
Paludikultur liefert mehrere Wirtschaftsleistungen, die durch Vermarktung honoriert werden können. Diese umfassen die Biomasseverwertung (z.B. Dämmstoffe, Brennstoff, Faserprodukte), ökologische Leistungen wie CO2-Reduktion und Biodiversität, sowie die Entwicklung neuer Produkte und Verwertungsverfahren. Die Erlöse je Hektar variieren je nach Produkt und Verwertungsweg, wobei größeres Potenzial durch die Etablierung neuer Märkte besteht. Hohe Anlaufkosten für Verarbeitungsanlagen und Zertifizierungen sind jedoch zu berücksichtigen.
Vergleich zu aktueller Moorbodennutzung: Opportunitätskosten
Die wirtschaftliche Bewertung der herkömmlichen Moorbewirtschaftung zeigt, dass Futterbetriebe mit niedrigen Markterlösen und hohen Betriebsaufwänden gegenüber der Paludikultur wirtschaftlich schwach aufgestellt sind. Die Opportunitätskosten, also der entgangene Gewinn bei Umstellung, variieren stark je nach Region, Nutzungsart und Betriebssituation. Die kurzfristigen Vermeidungskosten liegen meist zwischen 50 und 90 €/t CO2-Äq., während langfristige Pachtwertverluste unter 10 €/t CO2-Äq. liegen. Für eine nachhaltige Profitabilität ist die Entwicklung neuer Märkte für Paludikulturprodukte essenziell.
Schlussfolgerung
Die Wiedervernässung und Etablierung von Paludikultur sind entscheidende Strategien zur Erreichung der Klimaziele. Die großen finanziellen und rechtlichen Hemmnisse erfordern eine zielgerichtete Weiterentwicklung der Instrumente, klare gesetzliche Rahmenbedingungen und stabile Förderstrukturen. Die Kosten für Umsetzung und Betrieb sind erheblich und variieren stark, jedoch lassen sich durch Skaleneffekte und technische Innovationen Einsparpotenziale realisieren. Die Schaffung von Anreizen und Marktzugängen ist notwendig, um Landwirte und Betriebsleiter zur Umstellung zu motivieren und langfristig den Klimaschutz im Moorbodenschutz zu verankern.
[https://www.dehst.de/SharedDocs/downloads/DE/projektmechanismen/Hintergrundpapier-loesungsansaetze-paludikultur.pdf?__blob=publicationFile&v=3 Lösungsansätze zum Erreichen der
Klimaschutzziele und Kosten für die
Umstellung auf Paludikultur] (de)
Seitenanzahl: 92
Zielländer: Deutschland, Niederlande, Irland, Europa
Wichtige Punkte
- Wiedervernässung ist zentral für den Klimaschutz
- Die Wiedervernässung von Mooren und kohlenstoffreichen Böden ist eine wichtige Maßnahme zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, welche durch eine großflächige Flächenrealisierung im Rahmen der Paludikultur noch deutlich ausgebaut werden kann.
- Hemmnisse bei der Flächeneignung und rechtlichen Rahmenbedingungen bestehen
- Aktuelle gesetzliche und regulative Hürden, insbesondere Unklarheiten bei Genehmigungsverfahren und Pachtregelungen, beschränken die großflächige Umsetzung von Paludikultur erheblich, was eine zielgerichtete Weiterentwicklung rechtlicher Instrumente erfordert.
- Hohe Investitionskosten sind entscheidend für die Fördergestaltung
- Die durchschnittlichen Kosten für Wasserstandsanhebungen (ca. 4.000 €/ha) und die Etablierung von Paludikultur (ca. 10.000 €/ha) sind hoch und erfordern gezielte finanzielle Anreize sowie langfristige Förderinstrumente, um die Umstellung wirtschaftlich attraktiv zu machen.
- Markt- und Verwertungspotentiale für Paludi-Biomasse sind vielgestaltig
- Etablierte und potenzielle Vermarktungen, wie Dämmstoffe, Biomethan, und Biomasseprodukte, bieten vielfältige Erlösmöglichkeiten, die die ökonomische Rentabilität der Paludikultur verbessern können.
- Kosten- und Kostendimensionen sind durch Pilot- und Demonstrationsprojekte zu verbessern
- Derzeit liegen nur vereinzelt belastbare Daten vor, und die tatsächlichen Kosten variieren stark; gezielte, langjährige Pilotvorhaben sollen helfen, realistische Kostenmodelle zu entwickeln und Fördermittel effektiv auszurichten.
- Betriebsspezifische Opportunitätskosten beeinflussen Förderbedarf
- Die wirtschaftlichen Verluste durch Verzicht auf herkömmliche Moorböden schwanken stark und hängen von regionalen, betrieblichen und marktspezifischen Faktoren ab, was eine individuelle und bedarfsgerechte Anreizgestaltung notwendig macht.
- Rechtliche und politische Rahmen müssen dringend an die Klimaziele angepasst werden
- Nur durch rechtliche Konkretisierungen, Anpassungen bei Förder- und Pachtrecht sowie klare Signale für die Mitnahme von Paludikultur in die Agrarpolitik kann die breite Implementierung vorangetrieben werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen.
Quellen
- Lösungsansätze zum Erreichen der
Klimaschutzziele und Kosten für die Umstellung auf Paludikultur - - https://www.dehst.de/SharedDocs/downloads/DE/projektmechanismen/Hintergrundpapier-loesungsansaetze-paludikultur.pdf?__blob=publicationFile&v=3