Paludikultur – Nutzung nasser Moore: Perspektiven der energetischen Verwertung von Niedermoorbiomasse
Dieses Dokument behandelt die Nutzung und energetische Verwertung von Niedermoorbiomasse im Rahmen der Paludikultur, um Klimaschutz, Naturschutz und nachhaltige Wirtschaftlichkeit auf wiedervernässten Moorflächen zu verbinden. Es verfolgt das Ziel, die technische Machbarkeit, ökologische Vorteile sowie wirtschaftliche Potenziale der Nutzung von nassen und wiedervernässten Mooren für Biomasseproduktion aufzuzeigen, um sowohl Emissionen zu reduzieren als auch Lebensräume und landwirtschaftliche Einkommen zu sichern. Die Zielgruppe sind politische Entscheidungsträger, Landwirtschafts- und Naturschutzbehörden sowie Fachleute aus Umweltmanagement und erneuerbaren Energien, die Strategien für nachhaltige Moornutzung entwickeln möchten.
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die Wiedervernässung von Niedermooren im Rahmen von Naturschutzprojekten ist nicht zwangsläufig mit der Aufgabe der Nutzung verbunden. Sie kann Treibhausgasemissionen vermeiden, seltenen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten und Biomasse für energetische Verwertung bereitstellen. Fallstudien in Deutschland, Polen, Belarus und am Bodensee illustrieren die Nutzung von Niedermoorbiomasse in verschiedenen Kontexten, wobei die Verfahren je nach Standort variieren.
Einführung
Die landwirtschaftliche Nutzung trockengelegter Niedermoorstandorte führt zu erhöhten Treibhausgasemissionen und Habitatverlust. Die Wiedervernässung dieser Moore ist ökologisch und klimapolitisch notwendig. Paludikulturen, also die Nutzung nasser Moore, verbinden Umwelt-, Klima- und Gewässerschutz mit Nutzungsoptionen, etwa durch Torfmoosanbau, Erlenholz-, Dachschilf- und Biomasseverwendung.
Niedermoorbiomasse
Nach Wiedervernässung entstehen produktive Pflanzenbestände wie Rohrglanzgras, Gemeines Schilf und Großseggen. Es gibt zwei Ernteperioden: Sommermahd (vorher Trocknung) und Wintermahd. Die Biomasse kann stofflich oder energetisch verwertet werden. Die Qualität hängt vom Standort und Erntetermin ab, wobei die Biomasse vor allem für energetische Anwendungen geeignet ist.
Niedermoorbewirtschaftung und klimarelevante Emissionen
Die Moorbewirtschaftung beeinflusst die Emissionen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan und Lachgas, abhängig von Wasserstand, Düngung und Bodenbearbeitung. Natürliche und extensiv bewirtschaftete Moorformen können negative Emissionen reduzieren, während intensive Nutzung mit Entwässerung hohe Emissionen verursacht. Wiedervernässung und nachhaltige Nutzung können Emissionen erheblich verringern und fossile Energieträger ersetzen.
Niedermoorbewirtschaftung und Naturschutz
Intakte oder extensiv genutzte Moore bieten Lebensraum für zahlreiche Arten. Entwässerung und intensive Nutzung bedrohen Arten wie den Seggenrohrsänger. Mit Wiedervernässung und gezielter Nutzung, z.B. Paludikultur, lassen sich Lebensraumqualität und Naturschutz verbessern. Verschiedene Nutzungsregime und Anreizsysteme fördern den ökologisch nachhaltigen Umgang mit Mooren.
Energetische Verwertung
Biomasse aus nassen Mooren eignet sich für die direkte Verfeuerung, Brikettherstellung, Biogasproduktion und flüssige Energieträger. Die Verbrennung ist technisch möglich, erfordert aber spezielle Technik wegen der heterogenen Zusammensetzung. Biogas kann durch Vergärung gewonnen werden, wobei die Nutzung von Biomasse aus Mooren in Anlagen mit verschiedenen Anforderungen möglich ist, mit besonderen Förderungen.
Produktionsverfahren
Technisch kann die Biomasse mithilfe modifizierter Landtechnik geerntet werden, z.B. Vollernter auf Pistenraupenbasis oder Häcksler. Die Wirtschaftlichkeit hängt vom Ertragsniveau ab. Die Brennstoffkosten sind vergleichbar mit anderen halmgutartigen Biomassen. Für kleinere Anlagen gelten Genehmigungsverordnungen mit strengen Emissionsauflagen, die Nachrüstungen ermöglichen.
Fallbeispiele
Drei Fallbeispiele zeigen die praktische Nutzung von Niedermoorbiomasse: 1. Schutz des Seggenrohrsängers durch Wintermahd in Deutschland und Polen. 2. Nahwärmeversorgung am Bodensee mit Landschaftspflegeheu. 3. Produktion von Biomassebriketts in Belarus als Ersatz für Torfbriketts, mit positiven Effekten für Klima und Biodiversität.
Fazit
Die Produktion von Niedermoorbiomasse ist technisch machbar und kann zum Klima-, Naturschutz und Wirtschaftlichkeitszielen beitragen. Sie bietet eine sinnvolle Nutzung der Biomasse, schafft Arbeitsplätze, vermindert Emissionen und unterstützt den Naturschutz. Politisch sind Fördermaßnahmen, Beratung und standortgerechte Nutzung notwendig, um eine großflächige Umsetzung zu ermöglichen.
Politikvorschläge für Brandenburg
Zur Reduktion klimaschädlicher Gase in Brandenburg sollte auf Wiedervernässung und nachhaltige Paludikultur gesetzt werden. Maßnahmen umfassen Bildung, Beratung, Investitionsförderung und Agrarzahlungen, sowie die Integration nachhaltiger Bewirtschaftungskonzepte in Umweltprogramme, um ökologisch und ökonomisch nachhaltige Moorbewirtschaftung zu fördern.
[https://www.land-oberoesterreich.gv.at/files/naturschutz_db/wichtmann.pdf Paludikultur – Nutzung nasser Moore: Perspektiven der energetischen
Verwertung von Niedermoorbiomasse] (de)
Seitenanzahl: 8
Zielländer: Deutschland, Polen, Belarus, Weißrussland
Wichtige Punkte
- Wiedervernässung von Niedermooren ist sowohl ökologisch als auch klimafreundlich.
- Die Wiedervernässung verhindert Treibhausgasemissionen, erhält offene Vegetation und bietet Optionen für nachhaltige Biomassebewirtschaftung, die gleichzeitig Arten- und Klimaschutz fördern.
- Paludikultur bietet eine wirtschaftlich tragfähige Nutzungsmöglichkeit für wiedervernässte Moore.
- Die energetische und stoffliche Verwertung von Niedermoorbiomasse ist technisch machbar, kostengünstig, und fördert Klimaschutz sowie die Erhaltung seltener Arten, während sie Arbeitsplätze in landwirtschaftlichen Betrieben sichert.
- Die Nutzung von Niedermoorbiomasse kann Emissionen klimarelevanter Gase deutlich reduzieren.
- Durch Wiedervernässung und gezielte Bewirtschaftung wird das Treibhausgas-Potenzial der Moore um mindestens 15 t CO2-Äquivalent je Hektar und Jahr verringert, was eine kosteneffiziente Klimaschutzmaßnahme darstellt.
- Politische Förderungen und Anreizsysteme sind entscheidend für die Umsetzung von Paludikultur in Brandenburg.
- Strategien wie standortgerechte Landtechnik, EU-Zahlungen für Nassbewirtschaftung und Investitionsförderungen könnten die wirtschaftliche Attraktivität steigern und eine breite Akzeptanz in der Landnutzung erreichen.
- Der Einsatz von Niedermoorbiomasse zur Energieerzeugung ist technisch etabliert, aber muss kontrolliert und normiert werden.
- Technologien wie die Brikettherstellung oder direkte Verbrennung sind vorhanden; jedoch sind Emissionskontrollen und Normierungen notwendig, um Umwelt- und Anlagenzulassung zu gewährleisten.
- Die Kombination von Naturschutz und nachhaltiger Nutzung ist bei Paludikultur möglich und fördert Artenvielfalt sowie Lebensraumqualität.
- Durch gezielte Bewirtschaftungsregimes, wie Mahd oder Beweidung, können bedrohte Arten durch den Erhalt und die Entwicklung betreffender Habitattypen geschützt werden, ohne die wirtschaftliche Nutzung zu beeinträchtigen.
Quellen
- Paludikultur – Nutzung nasser Moore: Perspektiven der energetischen
Verwertung von Niedermoorbiomasse - 2010-01-01 - https://www.land-oberoesterreich.gv.at/files/naturschutz_db/wichtmann.pdf